
Normalerweise wäre ein Text über die Gruppenphase eines großen Turniers so trocken wie die Sahara selbst. Normalerweise sind die Gruppenspiele nur das Vorgeplänkel einer viel spektakuläreren K.o.-Runde. Normal ist bei diesem AFCON aber recht wenig: Favoritensterben en masse und so viele Trainer-Entlassungen, dass wir uns nicht sicher sind, ob am Ende überhaupt noch welche auf den Bänken sitzen. Wir blicken auf die rasanten ersten Tage des Afrika-Cups zurück.
Die größten Überraschungen
Äquatorialguinea
In einer Gruppe mit Gastgeber Elfenbeinküste und Mitfavorit Nigeria hätten wohl die wenigsten auch nur einen Pfifferling auf die Jungs aus Äquatorialguinea gegeben. Spätestens seit dem 4:0 der Zentralafrikaner gegen die Elfenbeinküste dürfte aus dem Pfifferling aber mindestens ein Steinpilz geworden sein. Oder wie Stromberg der Mannschaft sagen würde: „Ihr seid Trüffel!“ Trüffel mit einem Gesamtmarktwert von gerade mal zehn Millionen Euro. Zum Vergleich: Das ist ein niedrigerer Marktwert als der von Borussia Dortmund II. Trotzdem qualifizierte sich die Elf von Coach Juan Micha mit sieben Punkten aus drei Spielen souverän fürs Achtelfinale. Besonders kurios: Kapitän Emilio Nsue erzielte bereits fünf Tore und ist damit Top-Torschütze des Turniers. Für sein Land läuft er als alleinige Spitze auf – und das als etatmäßiger Rechtsverteidiger des spanischen Drittligisten CF Intercity. Die Position hinten rechts dürfte er wohl so schnell nicht wiedersehen.
Kap Verde
FIFA-Weltranglistenplatz: 73. Gesamtmarktwert: 27 Millionen Euro. Und doch Gruppensieger – Kap Verde! Sieben Punkte aus drei Spielen, die Mitfavoriten aus Ghana und Ägypten auf Rang zwei und drei verwiesen und das ohne große Stars. Die „Blue Sharks“ von Coach Pedro Brito Leitao sind ein bunter Mix aus aller Welt. Die 26 Spieler sind in 16 Ländern aktiv, die meisten allerdings in der ehemaligen Kolonialmacht Portugal. Einer schnürte seine Schuhe sogar einst als Linksaußen für die U21 der Portugiesen und für Manchester United: Nein, Cristiano Ronaldo ist nicht aus Saudi Arabien rübergejettet, es geht um Bebé. Der mittlerweile 33-Jährige wechselte 2010 mit 19 Jahren für die damals noch recht hohe Ablösesumme von 8,8 Millionen Euro von Vitoria Guimarães zu den Red Devils, konnte sein Talent in England aber nie nachhaltig unter Beweis stellen. Nun sorgte Bebé für das bisher schönste Tor des Turniers, indem er einen Freistoß aus 35 Metern mit seiner rechten Klebé ins Tor beförderte. Das Kap kann also guter Hoffnung sein, dass es auch weiterhin das Turnier aufmischen darf.
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Angola wird vielen noch wegen eines gewissen Sommermärchens in Erinnerung geblieben sein: Die WM 2006 ist nach wie vor die einzige Weltmeisterschaft, für die sich die „Palancas Negras“ je qualifizieren konnten. Beinahe hätten sie damals sogar ihre Gruppe überstanden. Der Jubel über das einzige Tor ihres Turnierverlaufs beim 1:1 gegen den Iran kam dem vieler Weltmeister gleich. Seitdem hatten die Südafrikaner allerdings nicht mehr so oft Grund zum Feiern: Bei drei der vier vergangenen Afrika-Cups war Angola nicht mal dabei, in der 67-jährigen Geschichte des Turniers überstanden sie nur zweimal die Vorrunde. Deswegen ist es durchaus überraschend, wie souverän sie nun zum Gruppensieg marschierten. Zudem wartet mit Namibia im Achtelfinale ein machbarer Gegner. Angola könnte somit ins Viertelfinale einziehen – im Halbfinale waren sie noch nie. Wann standen die Chancen dafür besser als bei diesem verrückten Afrika-Cup?
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