Ich werde nicht aufhren, in Fuballkneipen zu gehen 11FREUNDE

Ich gehe gerne in Fuballkneipen. Meine Lieblingskneipe ist zum Beispiel eine. Spielt mein Team, findet man mich fast immer dort. Mal in Begleitung, mal allein, aber immer im Trikot und in Diskussionen verwickelt. Wer wird aufgestellt werden? Wie werden die Jungs verteidigen? Wie hat sich wer angestellt?

Ich gehe gerne in Fuß­ball­kneipen. Meine Lieb­lings­kneipe ist zum Bei­spiel eine. Spielt mein Team, findet man mich fast immer dort. Mal in Beglei­tung, mal allein, aber immer im Trikot und in Dis­kus­sionen ver­wi­ckelt. Wer wird auf­ge­stellt werden? Wie werden die Jungs ver­tei­digen? Wie hat sich wer ange­stellt?

Das Pro­blem dabei ist: Ich bin eine Frau. Und ja, es ist in dem Fall ein Pro­blem. Ich bin ein mei­nungs­starker Mensch, ich dis­ku­tiere gerne, ich rede gerne. Fragt meine Freun­dinnen und Freunde, wir bekommen uns regel­mäßig in die Haare – natür­lich immer fair. In besagter Lieb­lings­kneipe ist das nor­ma­ler­weise genauso der Fall. Leider ist es so, dass das Thema Fuß­ball nicht unter normal“ fällt.

Mein Stand­punkt als Frau gilt nur dann, wenn ein Mann ihn unter­stützt. Bei meinem Gegen­über – es sind nun mal meis­tens Männer – schwingt ständig der Unterton mit: Naja, ich erklär dir mal, wie das läuft”. Meine Ein­schät­zung wird weg­ge­lä­chelt. Es sei denn, es geht darum, wer am besten aus­sieht. Klar, auch dar­über kann man reden, und ganz ehr­lich: es macht Spaß. Natür­lich rede ich mit meinen Freun­dinnen und Freunden dar­über, wel­cher Spieler wie aus­sieht. Es ist lustig, es ist ein­fa­cher. Aber wir reden eben nicht nur dar­über. Wir dis­ku­tieren genauso gut über die jüngsten Trans­fers, wer auf wel­cher Posi­tion eine bes­sere Figur machen würde, ob wir eine Dreier‑, Fünfer- oder eine Vie­rer­kette prä­fe­rieren. Stellen fest, wie krank das System Fuß­ball eigent­lich ist, nur um Sekunden später die nächsten Tipps zu plat­zieren.

Das Pro­blem dabei ist: Ich bin eine Frau. Und ja, es ist in dem Fall ein Pro­blem.“

Dar­über redet man natür­lich auch mal mit Leuten, die nicht im engsten Umfeld sind. Die man viel­leicht erst wäh­rend eines Spiels ken­nen­lernt. Sobald es aber mit ihnen zu fach­li­chen Unter­hal­tungen kommt, werde ich quasi igno­riert.

Das ist natür­lich nichts Neues. Es ist nicht so, dass man das als weib­li­cher Fuß­ballfan nicht kennt. Ich bin Fan seit ich denken kann. Seit ich fünf Jahre alt war, war ich immer das ein­zige Mäd­chen im Verein. Ich war unter 60 Kin­dern das ein­zige Mäd­chen im Kicker-Camp. Ich war immer darauf ange­wiesen, einen netten Mit­spieler zu haben, der auf den typi­schen Ruf Das Mäd­chen“ ant­wor­tete: Sie heißt Nina“. Das habe ich bis heute nicht ver­gessen und dafür bin ihm immer noch dankbar.

Nor­ma­ler­weise mache ich mich über sexis­ti­sches Ver­halten in dem Zusam­men­hang maximal lustig und ver­suche meinen Gegen­über auf­laufen zu lassen. Aber unter der Woche wurde ich zum ersten Mal richtig wütend.

Ich gehe mit meinem Vater und einem guten Freund in die Kneipe. Auf­grund der Abstands­re­ge­lungen im Zusam­men­hang mit der Sars-CoV-2-Pan­demie muss reser­viert werden, wir sitzen im hin­teren Raum mit genü­gend Abstand. Vor uns zwei Männer, wir unter­halten uns vor dem Spiel gut, sind nervös, es geht um viel. Werder gegen Frank­furt. Werder muss eigent­lich gewinnen. Ich freue mich, es sind nette Leute um uns herum. Aller­dings: Mit wem wird gespro­chen? Richtig. Mit meinem Vater und dem guten Freund. Aber wer trägt ein Trikot? Ich. Wer bringt Argu­mente, die viel­leicht nicht nur nach dem ersten Blick geäu­ßert wurden? Ich. Wer hat das brei­tere Wissen über den Verein, kennt die Spieler und ihre Ver­let­zungs­his­torie? Ich. Wer wird wei­test­ge­hend igno­riert? Ich. Weil ich eine Frau bin? Dann wird Cle­mens Fritz inter­viewt. Einer der Männer vor uns dreht sich um. Er sagt, Fritz wäre für ihn schon immer der best­aus­se­hende Werder-Spieler gewesen. Wer wird ange­schaut? Ich. Jetzt darf ich also etwas bei­steuern. Vielen Dank.

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